Heizöl: Günstiger Juni voraus?

31.05.23 • 12:56 Uhr • HeizOel24 News • Oliver Klapschus

Die Heizölpreise in Österreich und der Schweiz sind etwas tiefer in den Tag gestartet und weiten ihre Verluste zu Mittag deutlich aus. Den schwachen Börsenvorgaben folgend, zeigen die Inlandsnotierungen ein Tagesminus von bis zu 1,2 Cent bzw. Rappen je Liter. Enttäuschende Konjunkturdaten aus China und eine verhaltene Benzinnachfrage in den USA drücken seit Dienstag massiv auf die Ölpreise. Offen ist, ob die OPEC+ am Wocheneden durch neue Förderquotenkürzungen probiert, die Preise zu stabilisieren.

Die Abwärtsbewegung der Ölpreise nimmt wieder Fahrt auf und die Rohölsorten Brent und WTI sind jeweils unter die psychologisch wichtigen Marken von 75 bzw. 70 Dollar pro Fass gerutscht. Ein Fass der Nordseesorte Brent wird derzeit mit 72 Dollar gehandelt und könnte im Tagesverlauf ein neues Jahrestief markieren. Fass der US-amerikanischen Sorte WTI mit 68,30 Dollar gehandelt. Im März und Anfang Juni 2022, markierten beide Rohölsorten ein zehn bzw. 14-Jahres-Hoch bei über 120 Dollar je Barrel. Seitdem geht es kontinuierlich abwärts und die Ölpreise haben sich fast halbiert. Noch deutlicher fällt die Bewegung bei ICE Gasoil aus. Der Börsenwert für Heizöl und Diesel markierte im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine im Februar 2022 ein Allzeithoch und hat sich seitdem mehr als halbiert mit aktuell 660 Dollar je Tonne ist der Brenn- und Kraftstoff günstiger als vor dem Krieg. Damit haben die Heizölpreise am heutigen Tag weiteres Abwärtspotential und könnten auch mittelfristig weiter nachgeben. Der Euro hält sich bei 1,06 Dollar nahezu auf dem Vortagesniveau, weshalb die Kursänderung aktuell eine Untergeordnete Rolle für die Heizölpreise spielt.

Heizölpreisdrückende Neuigkeiten kommen aus den USA. Dort startete am vergangenen mit dem Memorial Day Wochenende die Sommerreisesaison. Die dortige Kraftstoffnachfrage wird als Indikator für die Nachfrage gesehen und es wurde eine Steigerung der Benzinnachfrage im Vorjahresvergleich von sechs Prozent erwartet. Stattdessen kam es laut ersten Quellen zu einer Reduzierung im Vorjahresvergleich von 1,1 Prozent. Am eigentlichen Feiertag am Montag ging die Nachfrage auf Jahressicht sogar um 3,6 Prozent zurück. Diese Entwicklung ist besonders verwunderlich für den Ölmarkt, da die Benzinpreise im Vorjahresvergleich massiv nachgelassen haben. Die schwache Nachfrage kann dahingehend gewertet werden, dass die Inflation inzwischen bei den Verbrauchern angekommen ist. Dies wiederum stärkt die Rezessionsängste der Märkte, senkt die erwarteten Ölverbrauchsprognosen und damit auch die Heizölpreise.

Auch in Asien bleibt die Lage aus Anbietersicht enttäuschend. Der Ölmarkt setzt seine Hoffnungen dieses Jahr stark auf die Nachfrageerholung in China. Hier wurde der Zeitpunkt für den Start des prognostizierten Wachstums von Marktexperten bereits mehrfach verschoben und soll aktuell ab dem kommenden dritten Quartal 2023 beginnen. Die nun veröffentlichten Daten zur chinesischen Industrieaktivität versetzen den Erwartungen allerdings einen erneuten Dämpfer. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe sollte laut Erwartungen von 49,2 auf 49,4 Punkte steigen. Werte unter 50 zeigen dabei einen Wachstumsrückgang an. Stattdessen sank der Wert auf 48,8 Punkte, dem niedrigsten Wert seit Jahresbeginn. Auch in anderen Sektoren Chinas und anderen asiatischen Ökonomien schwächelt die Wirtschaft, was sich preissenkend auf Rohöl- und Ölprodukte auswirkt.

Unter dem Strich deutet am Ölmarkt vieles auf eine strukturelle Schwäche hin, die es den Anbietern schwer macht, höhere Preise durchzusetzen. Speziell in Europa sind die politischen Bemühungen der Dekarbonisierungsstrategie neuen Schwung zu verleihen allgegenwärtig. In Amerika läuft das Geschäft auch nicht rund, wie das o.g. Benzin-Beispiel verdeutlicht und in Asien strömt das Öl nun von zwei Seiten in eine konjunkturell angeschlagene Volkswirtschaft. Die Ölmultis vom Persischen Golf konkurrieren mit dem russischen Öl – das Westeuropa nicht mehr abnimmt – um den chinesischen und indischen Markt. Förderkürzungen, wie im April von der OPEC+ angestoßen, wirken nur kurz, ehe sich neuer Preisdruck entfaltet. Entsprechend positiv bleibt die Einkaufssituation für Heizölkunden in der DACH-Region. In Deutschland hat sich der Mitte Mai befürchtete Trendbruch im Wohlgefallen aufgelöst und die Heizölnotierungen verbleiben vorerst im Korridor von 86 bis 90 Cent je Liter. In Österreich und der Schweiz sind ebenfalls Seitwärtstrends dominierend. Hier können Kunden mit Heizölpreisen im Bereich von 1,09 Euro bzw. 1,01 Franken je Liter rechnen. Mit etwas Glück könnte es im Juni sogar weiter abwärts gehen. Heizölkunden mit Tankbedarf sollten bezüglich der kurzfristigen Ölpreisentwicklung besonders das OPEC+-Meeting am kommenden Wochenende im Auge behalten. Für den Handel deutet sich ein weiterhin zufriedenstellendes Geschäft an, denn die Nachfrage nach Heizöl ist konstant hoch und zieht nach einem schwachen Pfingstwochenende bereits wieder an. -fr-

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