Heizölpreise: Richtungsentscheid in der kommenden Woche?

19.05.23 • 12:29 Uhr • HeizOel24 News • Fabian Radant

Die Heizölpreise in Deutschland, Österreich und der Schweiz können am Freitag um durchschnittlich 0,5 Cent bzw. Rappen je Liter zulegen. In den USA zeichnet sich eine Einigung um die Anhebung der Schuldenobergrenze ab, was für positive Impulse in allen Marktsegmenten sorgt. Neben dem Aktienmarkt erfahren auch die Ölpreise Auftrieb. Der Heizölmarkt stellt die Weichen für den Sommer. Bereits in der kommenden Woche könnte es zu einem Richtungsentscheid kommen.

Der Euro startete zwar die letzten Tage immer wieder auf Aufwärtskurs in den Handel, hat über die aktuelle Woche allerdings deutlich an Wert verloren und wird derzeit nur noch mit 1,07 Dollar gehandelt. Ölimporte in die Euro-Zone werden entsprechend teurer. Gleichzeitig starten die Rohölsorten Brent und WTI sowie ICE Gasoil deutlich stärker in den Handel. Die Nordseesorte Brent konnte mit 76,49 Dollar die psychologisch wichtigen Marke von 75 Dollar pro Fass überschreiten und ICE Gasoil (Börsenwert für Heizöl uns Diesel) testet aktuell die Marke von 700 Dollar pro Tonne. Ein Fass der US-amerikanischen Sorte Brent wird derzeit mit 72,41 Dollar gehandelt. Damit ergibt sich weiteres Aufwärtspotential für die heutigen Heizölpreise.

Die Ölpreise steigen wieder, da die Demokraten und Republikaner des US-amerikanischen Zwei-Parteien-Systems bereits diesen Sonntag eine Einigung um die Anhebung der Schuldengrenze erzielen könnten. Bisher wirkte sich der Streit um diese preissenkend aus, da damit ein Zahlungsausfall der USA gedroht hätte. Dies hätte der Weltwirtschaft geschadet und die Ölnachfrage gedrückt. Mit der in Aussicht stehenden Einigung rückt das Angebotsdefizit wieder in den Fokus und die Ölpreise steigen. Auf der anderen Seite gibt es mehr und mehr Stimmen aus den Reihen der US-amerikanischen Zentralbank (Fed) welche das angekündigte Ende der Zinsanhebungen in Frage stellen. Hintergrund ist die in den Augen mancher Experten nicht schnell genug sinkende Inflationsrate. Noch ist diese Gruppe in der Minderheit, nicht zuletzt da sich die Effekte der Zinsanhebungen in der Regel erst mit mehreren Monaten Verspätung zeigen. Die Märkte sahen vor einer Woche noch eine zehn Prozent Chance, dass die Fed Mitte Juni erneut die Zinsen anheben könnte und korrigierte diese Wahrscheinlichkeit auf 25 Prozent nach oben. Damit steigt die Angst vor einer Rezession erneut und bildet weiterhin einen preisdrückenden Faktor.

Preistreibende Nachrichten gibt es von der Organisation Joint Organisations Data Initiative (JODI). Diese veröffentlichte ihre Zahlen für die weltweite Ölproduktnachfrage für den März 2023. Für China wurde mit einem täglichen Bedarf von 16,79 Mio. Barrel der dritthöchste bisher erfasste Wert ermittelt und in den USA stieg die Nachfrage im gleichen Zeitraum auf 21,77 Mio. Barrel. Für März 2023 stieg die globale Ölnachfrage um ca. drei Mio. B/T und die Ölproduktion sank um 0,5 Mio. B/T. Die Rohöl- und Ölproduktbestände sanken ebenfalls deutlich, womit die Gesamtbestände im betrachten Zeitraum 336 Mio. Barrel unter dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre lag. Der Bericht wirkt damit preistreibend, da er das globale Angebotsdefizit verdeutlicht.

Die Heizölpreise in der DACH-Region sind im Vortagesvergleich teils deutlich gestiegen. Mit einem Plus von durchschnittlich 0,75 Cent in Deutschland am meisten. In sechs der sechzehn Bundesländern stieg der durchschnittliche Heizölpreis wieder über die 90 Cent pro Liter Marke. Regional gibt es allerdings auch heute wieder einige Gegenden mit Preisrückgängen. Österreich zeigt mit einem durchschnittlichen Anstieg von 0,2 Cent pro Liter Heizöl eine geringere Dynamik. In der Schweiz geben die Heizölpreise zum Mittag gegen den Trend in den beiden Nachbarländern leicht, um bis zu 0,3 Rappen je Liter, nach. Der, im Gegensatz zum Euro, starke Franken sorgt für Entlastung. Die Anzahl der Online-Bestellungen sank über den Feiertag erwartungsgemäß. Mit Blick auf die neue Woche sollten Verbraucher mit Heizölbedarf nun genauer hinschauen als zuletzt. Sowohl mit Blick auf den Preischart als auch auf die allgemeine Börsenstimmung mehren sich die Anzeichen, dass ein Ende der ruhigen Marktphase bevorsteht. Der deutsche Aktienindex kratzt bereits heute am Allzeithoch und könnte nach oben ausbrechen. Parallel wir es auch beim Heizöl spannend. Besonders in Deutschland könnte mit einem deutlichen Anstieg der Heizölpreise über die 90-Cent-Marke der seit Oktober 2022 währende Abwärtstrend in Gefahr geraten. Heizölnutzer sollten für den Fall eines Trend-Bruchs überlegen, ob sich die Spekulation auf ein Sommer-Preistief lohnt oder ob sich nicht bereits aktuell ein günstiger Kaufzeitpunkt ergibt. Die Heizölpreise auf dem deutschen Markt haben sich in den vergangenen sieben Monaten nahezu halbiert und bewegen sich nun wieder auf dem Niveau von vor Ausbruch des Ukraine Kriegs im Februar 2022. -fr-

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