
Was erwartet uns in der Heizperiode? Die Heizölpreise im Winter 2022/2023
01.11.22 • 12:35 Uhr • HeizOel24 News • Oliver Klapschus
Das Heizöl-Jahr 2022 war bis dato äußerst turbulent. Nach der Preisspitze Anfang März sackten die Heizölnotierungen im April schnell wieder ab, um dann von Mai bis Oktober in einen linearen Aufwärtstrend neuerlich anzusteigen. Ursache Nummer 1 für die Rekordpreise war der russische Angriff auf die Ukraine Ende Februar und die sich anschließenden Marktverwerfungen. Ausgehend vom Gasmarkt sorgte die Gemengelage zwischen westlichem Embargo und russischem Lieferstopp für hohe Heizölpreise im Spätsommer und Herbst 2022. Vor diesem Hintergrund geht es nun in die Heizperiode 2022/2023.
Was können Verbraucher für November und Dezember erwarten? Die Heizölpreise in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind den Weltmarktpreisen für Rohöl und Gasöl im Sommer 2022 ungewöhnlich weit enteilt. Nationale Sonderfaktoren, wie hohe Nachfrage und die große Unsicherheit, wie es mit den russischen Öllieferungen weitergeht, sorgten für in Kombination mit Wechselkursverlusten für überproportional hohe Aufschläge. Hinzu kamen das Niedrigwasser am Rhein und der lange Raffinerieausfall im österreichischen Schwechat. Im September setzte die erwartete Bestellwelle ein und hat den Handel in einigen Regionen regelrecht überrollt. Besonders in der Heizöl-Hochburg Baden-Württemberg übertraf die Anzahl an Aufträgen die Fuhrparkkapazitäten der Lieferanten, die u.a. mit einem hohen Krankenstand zu kämpfen hatten. Dieser Trend wurde im Oktober gestoppt. Mit einer deutlich sinkenden Zahl an Neubestellungen – die HeizOel24-Statistik zeigt einen Rückgang von fast 50 Prozent gegenüber dem Vormonat – erhöht sich die Verfügbarkeit von Lieferkapazitäten im Heizölhandel spürbar.
Im November und Dezember dürfte sich die niedrigere Logistik-Auslastung für Heizölkunden in Form von sinkenden Lieferfristen und Händlermargen positiv bemerkbar machen. Auch die Preistreiber „Rhein“ und „Schwechat“ fallen weg, was sich insbesondere in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen, Bayern und natürlich in Österreich positiv bemerkbar macht. Eher hochpreisig bleiben noch Baden-Württemberg, aufgrund des Lieferstaus und Nord- und Ostdeutschland aufgrund des unsicheren Ausblicks auf den Jahreswechsel. Betroffen ist hier der Einzugsbereich der Raffinerie in Schwedt, die ca. zehn Prozent der deutschen Raffinerieprodukte herstellt und in der Vergangenheit nahezu ausschließlich russisches Rohöl aus der Druschba-Pipeline verarbeitete. Ab 1. Januar 2023, greift das EU-Embargo auf russisches Öl und es gilt alternative Rohöllieferungen über Rostock und Danzig zu organisieren.
Mit einem Durchschnittspreis von ca. 1,50 Euro je Liter Heizöl in Deutschland und 1,65 Euro in Österreich ist der Heizölpreis zum Start in den November zwar rund 70 Prozent bzw. 85 Prozent höher als vor einem Jahr, aber zumindest stabil bis leicht rückläufig. Der Aufwärtstrend ist angeknackst und die Problemfelder „schwacher Euro“ und „Umstellung der Versorgungswege“ wiegen weniger schwer als. Verbraucher können also hoffen. Wo die Heizölpreise rechnerisch liegen könnten, zeigt ein Blick in die Schweiz. Hier beträgt der Preisanstieg aufgrund günstiger Wechselkurseffekte beim Franken-Dollar-Verhältnis und weniger Versorgungspanik im Markt nur rund 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dies entspricht dem dollarbasierten Gasölpreisanstieg am Weltmarkt.
Welche Einkaufsstrategie ist die Richtige?Verbraucher, die bis jetzt mit der Ölbestellung gewartet haben, haben bereits Gelassenheit und Weitsicht bewiesen. Besonders den Spätsommer gilt es beim Heizölkauf nach Möglichkeit zu meiden. Diese Empfehlung gilt übrigens immer – auch in normalen Jahren. Die hohe Nachfrage im Vorfeld der Heizperiode und ungünstige Weltmarktfaktoren sorgen von Ende August bis Oktober zumeist für ungünstige Einkaufskonditionen. Stattdessen weist die Statistik der letzten 20 Jahre die günstigsten Heizölpreise im Januar und Februar aus. Auch im Dezember haben Kunden statistisch gesehen gute Chancen, günstig zu tanken. Mit Blick auf das Kaufverhalten bleiben in der aktuellen Heizperiode zudem Kleinmengen Trumpf. Die beliebteste Bestellmenge ist seit Wochen konstant: Die meisten Kunden entscheiden sich für 1.000 Liter. Die durchschnittliche HeizOel24-Bestellmenge (gemittelt über alle Orders) liegt im laufenden Jahr bei rund 1.950 Litern. 2021 wurden durchschnittlich noch 2.500 Liter pro Haushalt geordert.
Kommt eine Heizölpreisbremse? Praktisch alle Energieträger verteuerten sich 2022 stark. Erdgas, Heizöl, Diesel, Benzin, aber auch Strom und Holzpellets heizen die Inflation an und selbst Kohle-Briketts sind vielerorts hochpreisig und ausverkauft. Zahlreichen Bürgern und Unternehmen droht ein finanzieller Engpass durch die haussierenden Energiepreise - immer wieder ist die drohende Energiekrise daher Thema für die Ampel-Koalition in Berlin. Nach dem Tankrabatt, der von Juni bis August über eine reduzierte Mineralölsteuer die Autofahrer entlasten sollte, rückte im September die erwerbstätige Bevölkerung in den Mittelpunkt. Arbeitnehmer und Selbstständige wurden über die Lohnabrechnung mit einem Energiegeld von 300 Euro brutto bedacht. Außen vor: Rentner und Studenten. Hier wurde später mit einer entsprechenden Einmalzahlung nachgebessert. Auf die sogenannte Gasumlage, die zurückgenommen wurde, ehe sie in Kraft trat, da sie Gas für Verbraucher nochmals verteuert hätte, folgt nun die Gaspreisbremse. Aktueller Stand: Im Dezember soll der Staat für Gas- und Fernwärmekunden eine Abschlagszahlung übernehmen. Ab März 2023 – also nach der Heizperiode, soll dann ein Gaspreisdeckel greifen, der noch ausgestaltet werden muss. Die Umsetzung ist komplex - zumal dann, wenn sie sozial gerecht erfolgen soll. Bereits seit 1. Oktober 2022 und voraussichtlich bis 31. März 2024 ist der Mehrwertsteuersatz auf Erdgas auf sieben Prozent reduziert.
Es fällt auf: Gas ist das zentrale Thema des Winters. Die rund 20 Mio. deutschen Bürger, die hinsichtlich der Wärmeversorgung auf eine der knapp sechs Millionen Öl- und Holzpelletsheizungen angewiesen sind, bleiben (bisher) außen vor. Selbiges gilt für Haushalte, die auf Strom angewiesen sind, um eine Wärmepumpe zu betreiben. Protest hierzu regt sich besonders in Bayern, das mit rund einer Million Ölheizungen und 100.000 Pelletheizungen besonders betroffen ist. Es bleibt abzuwarten, ob nach der Gaspreisbremse nun auch die Ölpreisbremse, Pelletpreisbremse, Strompreisbremse… kommt. Fakt ist allerdings auch: Die Gaspreise für Neuverträge hatten sich im September teil verachtfacht und liegen aktuell noch ca. viermal so hoch, wie im Vorjahr. Die Heizölpreise hatte sich im September-Vergleich „nur“ Verdoppelt und zeigen seit Mitte Oktober ebenfalls eine fallende Tendenz. Heizölkunden kommen also vergleichsweise glimpflich davon. Entsprechend geringer sieht man seitens der Bundesregierung offenbar den Handlungsdruck, zumal die Ölheizung hier umweltpolitisch ohnehin nicht das höchste Ansehen genießt.
Eine beschlossene „Entlastung“ für Heizölkunden gibt es derzeit nur in Form der ausgesetzten CO2-Preis-Erhöhung. Der deutsche Staat will die für den 1. Januar 2023 anstehende planmäßige Erhöhung des CO2-Preises um fünf Euro je Tonne CO2-Emission (umgerechnet ca. 1,6 Cent je Liter Heizöl) um ein Jahr verschieben. Neben Heizöl gilt dies auch für Benzin, Diesel und ebenfalls wiederum Erdgas.
Fazit für den Winter 2022/2023: Der sommerlich anmutende Oktober hat die Reichweite der Heizölvorräte in den Kundentanks verlängert und zur Entspannung der Situation am Heizölmarkt beigetragen. Die Preisprognose ist verhalten optimistisch. Die Chancen, dass Heizöl im Laufe der Heizperiode eher billiger als teurer wird, stehen nicht schlecht. Der Euro profitiert von der neuen Marschroute der EZB, die sich mit deutlichen Zinserhöhungen gegen die Inflation stemmt. Mehr Wettbewerb auf dem heimischen Heizölmarkt und steigende Planungssicherheit für die Händler nach dem Katastrophen-Jahr 2022, dürften sich verbraucherfreundlich auswirken. Solange kein neuer exogener Schock, wie etwa ein besonders kalter Winter, eine internationale Zuspitzung des Ukrainekriegs oder neue Börsenturbulenzen bei Aktien und Anleihen auftreten, scheint der Heizölpreis auf dem aktuellen Niveau gedeckelt. Zum weißer Ritter könnte die Öffnung des iranischen Marktes werden, der aufgrund bestehender Sanktionen weitgehend vom Weltmarkt abgeschnitten ist. Zusätzliche Mengen aus dem mittleren Osten, die global für ein deutlich verbessertes Ölangebot sorgen würden, hätten auch Auswirkungen auf der Preisgefüge. Ebenfalls positiv in Sachen weltweite Versorgungslage: Die Zahl der aktiven US-Ölbohranlagen (gemeldet vom Ölfeldausrüster Baker Hughes) ist seit Jahresbeginn um gut 20 Prozent gestiegen und liegt zwischenzeitlich wieder fast auf dem Vor-Corona-Niveau vom Jahresbeginn 2020. Die US-Förderung stellt ein wichtiges Gegengenwicht zur Marktmacht der OPEC+ dar. - ok -
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Börsendaten | Dienstag 01.11.2022 12:35 Uhr | Schluss Vortag 31.10.2022 | Veränderung zum Vortag |
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Rohöl Brent Crude | 94,09
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pro Barrel | 94,83
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pro Barrel | -0,78% |
Gasöl | 1.072,75
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pro Tonne | 1.084,75
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pro Tonne | -1,11% |
Euro/Dollar | 0,9939
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| 0,9884
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| +0,56% (etwas fester) |
USD/CHF | 0,9921
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| 1,0013
CHF
| -0,92% (etwas schwächer) |
Heizölpreis | Dienstag 01.11.2022 12:35 Uhr | Schluss Vortag 31.10.2022 | Veränderung zum Vortag |
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Deutschland | 149,56 € | 151,78 € | -1,47% |
Österreich | 167,51 € | 167,53 € | -0,01% |
Schweiz | 154,93 CHF | 160,46 CHF | -3,45% |
Ø 100l Preis bei 3.000l |
4-Wochen Prognose | |||
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Rohöl | leicht fallend | ||
Heizöl | leicht fallend | ||
alle Angaben ohne Gewähr |