
Heizölpreise im Aufwärtstrend
28.07.22 • 12:03 Uhr • HeizOel24 News • Fabian Radant
Die Heizölpreise in Deutschland, der Schweiz und Österreich sind im Vortagesvergleich stark gestiegen, mit durchschnittlich 1,4 Cent pro Liter Heizöl in Deutschland am meisten. Der Bericht des DOE sorgt für steigende Heizölpreise. Es kam zu Abbauten in allen wichtigeren Kategorien, allerdings nicht zuletzt aufgrund der höchsten Ölexporte der USA seit Aufzeichnungsbeginn. Nachdem Russland die Gaslieferungen über die Nordstream-1-Pipeline erneut auf nunmehr ca. 20 Prozent der maximalen Kapazität gesenkt hat, gibt es Anzeichen dafür, dass die weggefallenen 20 Prozent über die Transgas-Pipeline nach Europa geliefert werden könnten.
Im Vergleich zum Vortag starten sowohl der Euro als auch die Rohölsorten WTI und Brent fester in den Tag. Die US-amerikanische Sorte WTI nähert sich langsam wieder der psychologisch wichtigen 100 Dollar pro Fass Marke an. Aktuell wird ein Fass WTI mit 98,90 Dollar, einem Plus von 0,81 Prozent, gehandelt. Ein Fass der Nordseesorte Brent wird aktuell mit 107,88 Dollar gehandelt, einem Plus von 0,37 Prozent. Der Euro konnte sich im gestrigen Tagesverlauf wieder knapp über die psychologisch wichtige 1,02 Dollar Mar kämpfen und wird aktuell mit 1,0208 Dollar, einem Plus von 0,07 Prozent, gehandelt.
Der gestern Nachmittag veröffentlichte Bericht des US-amerikanischen Department of Energy (DOE) wirkt sogar noch preistreibender als der vorgestern veröffentlichte Bericht des US American Petroleum Institute (API). In den drei wichtigsten Kategorien, Rohöl, Destillate wie Heizöl und Benzin, fielen die Abbauten nach dem deutlich mehr Daten enthaltenden DOE-Bericht noch stärker aus als im API-Bericht. Erwartete der Markt beim Rohöl noch einen Abbau von 0,7 Mio. Barrel und das API 4,0 Mio. Barrel, so gingen die Bestände laut DOE sogar um 4,5 Mio. Barrel zurück. Zwar bestätigt der DOE-Bericht die Aufbauten des API im Zentrallager Cushing, allerdings nur mit einem Plus von 0,8 Mio. Barrel und nicht den prognostizierten 1,1 Mio. Barrel des API. Bei den Destillaten fiel der Unterschied zum API dagegen geringer aus. Der Markt erwartete hier ein Plus von 0,2 Mio. Barrel, das API einen Rückgang von 0,6 Mio. Barrel und laut DOE beträgt der Rückgang tatsächlich 0,8 Mio. Barrel. Bei den Benzinvorräten kam es allerdings zum auf den ersten Blick größten Preistreiber des Berichts. Während der Markt von einem minimalen Rückgang der Bestände von 0,1 Mio. Barrel und das API von einem Rückgang von 1,1 Mio. Barrel ausgingen, lag der tatsächliche Rückgang laut DOE sogar bei 3,3 Mio. Barrel. Nach mehreren enttäuschenden Wochen bezogen auf den Benzinverbrauch der USA, war dies zuerst eine preistreibende Nachricht. Allerdings liegt die Nachfrage nach dem Kraftstoff auch weiterhin unter dem für diese Jahreszeit üblichen Niveau und dies sogar sehr weit, wenn man die Corona-Jahre herausrechnet. Kurzfristig positiv vor allem für uns Europäer ist, dass die Rohölexporte der USA seit Beginn der Aufzeichnungen dieser nie höher waren. Ohne diesen würden wiederum die Rohölbestände des Landes weniger oder gar nicht sinken.
Positive Nachrichten für die Heizölpreise kommen dagegen aus Russland. Nachdem die Nordstream-1-Pipeline nur noch mit ca. 20 Prozent der maximalen Kapazität Gas nach Europa liefert, meldete der russische Staatskonzern Gasprom nun höhere Lieferungen über die Transgas-Pipeline, eine Verlängerung der Sojus-Pipeline, nach Europa an. Statt der 36,8 Mio. Kubikmeter des Vortages meldete der russische Konzern für heute 68,6 Mio. Kubikmeter Gas an. Damit sollen angeblich die ausgefallenen Mengen kompensiert werden. Eine Anmeldung der Mengen bedeutet noch keine Lieferung, allerdings beschwerte sich der Betreiber des ukrainischen Teils der Pipeline am Dienstag über den plötzlich erhöhten Druck in der Pipeline, welcher nicht vorab angekündigt wurde. Auf der anderen Seite liegen nach Daten der Messtation Sudscha am Übergang zwischen der Ukraine und Russland die nominierten Liefermengen weiterhin bei den 42,2 Mio. Kubikmetern der letzten Tage.
Deutschland plant bis 2030 die Stromerzeugung zu 80 Prozent aus erneuerbaren Energien zu decken. Dieses Ziel wurde im Zuge der aktuellen Energiekrise von den ursprünglichen 65 Prozent nach oben korrigiert. In 2021 lag der Anteil der erneuerbaren Energien bei 41 Prozent. Neben der Windenergie soll dabei die Solarenergie eine entscheidende Rolle spielen. Allerdings gibt es hier große Hürden. Einer der größeren Solarparks des Landes soll im brandenburgischen Barnim nördlich von Berlin entstehen. Mit einer Größe von ca. 260 Fußballfeldern soll die Anlage erneuerbare Energie für mehr als 30.000 Haushalte produzieren. Allerdings dauert es bei Projekten dieser Größe durchschnittlich zehn Jahre bevor überhaupt mit dem Bau begonnen werden kann. Trotz der akuten Energiekrise im Land, die alle Einwohner betrifft, gibt es häufig Widerstand aus den Reihen der Anwohner in der Nähe dieser Anlagen und wenig Hilfe vom Staat. Kritiker an dem Projekt in Barnim empfinden das Projekt als Vorteil für die einen und Nachteil für die anderen und die Benachteiligten werden nicht entschädigt. Z. B. wird Land für den Park angemietet, wofür ca. 2.000 bis 3.000 Euro pro Hektar pro Jahr an die Besitzer gezahlt wird. Auf der anderen Seite versucht Brandenburg sich bereits seit Jahren als Tourismusziel zu etablieren und die dazu ansässigen Unternehmen im nahen Ort Tempelfelde erhalten keinen Ausgleich in irgendeiner Form. Staat grünen Wiesen und gelben Rapsfeldern gibt es dann Jahrelange Baustellen und einen wenig ansehnlichen Solarpark, welcher eher keine Touristen anlocken wird. Allerdings haben auch die Unternehmen, die solche Parks bauen mit massiven Hürden zu kämpfen. Aktuell müssen ca. 30 verschiedene Institutionen den Bau genehmigen. Dabei behindert unter anderem, dass es teils widersprüchliche Ansprüche bei diesen gibt, dass es nicht immer verbindliche Fristen gibt, in denen diese entscheiden müssen und dass sich im Prozess die Entscheidung nachträglich ändern kann. Ob Deutschland so sein Anspruchsvolles und nötiges Ziel zur Energieunabhängigkeit erreichen kann, bleibt fraglich.
In der D-A-CH-Region sind die Preise im Vortagesvergleich deutlich gestiegen. In Österreich liegt der Aufpreis pro Liter Heizöl bei durchschnittlich 0,3 Cent. In der Schweiz müssen Heizölinteressenten aktuell im Schnitt 1,25 Rappen mehr pro Liter Heizöl zahlen. In Deutschland leiden die Heizölnutzer bei einem Aufpreis von durchschnittlich 1,4 Cent pro Liter am meisten, allerdings sind in der Bundesrepublik die Heizölpreise im Durchschnitt weiterhin etwas günstiger als in den Nachbarländern.
Die Bestellungen gingen im Vortagesvergleich um ca. 45 Prozent zurück, liegen allerdings ca. 20 Prozent über dem Wert des vergangenen Mittwochs. Sollte sich bestätigen, dass Russland wirklich technische Schwierigkeiten mit der Nordstream-1-Pipeline hat und die ausgefallenen Mengen, zumindest auf das Niveau von 40 Prozent der maximalen Kapazität der Nordstream-1-Pipeline, über die Transgas-Pipeline sendet, könnte dies zu einer deutlichen Entspannung bei den Heizölpreisen führen. Da es allerdings noch keine definitiven Informationen gibt, wird sich der Aufwärtstrend weiterhin halten. Auch wenn die Mengen geliefert werden sollten, wird dies den Aufwärtstrend sehr wahrscheinlich nur verlangsamen und nicht umkehren. -fr-
HeizOel24-Tipp: Wer seine Ölheizung modernisieren will, sollte über Hybridlösungen mit Solarenergie nachdenken, oder auf Holzpellets setzten, die man bis auf weiters als Geheimtipp für günstige Brennstoffkosten bezeichnen kann. Auch diese werden aktuell gerade teurer, das allerdings auf einem äußerst günstigen Ausgangsniveau. HeizOel24 28.07.2022
Börsendaten | Donnerstag 28.07.2022 12:03 Uhr | Schluss Vortag 27.07.2022 | Veränderung zum Vortag |
---|---|---|---|
Rohöl Brent Crude | 108,08
$
pro Barrel | 107,48
$
pro Barrel | +0,56% |
Gasöl | 1.127,25
$
pro Tonne | 1.100,50
$
pro Tonne | +2,43% |
Euro/Dollar | 1,016
$
| 1,0199
$
| -0,38% (etwas schwächer) |
USD/CHF | 0,9589
CHF
| 0,9585
CHF
| +0,04% (konstant) |
Heizölpreis | Donnerstag 28.07.2022 12:03 Uhr | Schluss Vortag 27.07.2022 | Veränderung zum Vortag |
---|---|---|---|
Deutschland | 152,81 € | 150,61 € | +1,46% |
Österreich | 160,72 € | 160,46 € | +0,16% |
Schweiz | 166,33 CHF | 165,44 CHF | +0,54% |
Ø 100l Preis bei 3.000l |
4-Wochen Prognose | |||
---|---|---|---|
Rohöl | leicht steigend | ||
Heizöl | leicht steigend | ||
alle Angaben ohne Gewähr |