Gaspreise ziehen Ölpreise hoch

26.07.22 • 10:05 Uhr • HeizOel24 News • Fabian Radant

In Österreich stagnieren die Heizölpreise, während sie in der Schweiz und Deutschland steigen. Mit durchschnittlich 1,7 Cent pro Liter zahlen Heizölinteressenten in Deutschland aktuell die höchsten Aufschläge. Russland drosselt die Gaslieferungen über die Nordstream-1-Pipeline auf 20 Prozent. Die USA haben in der ersten Hälfte 2022 bereits mehr Flüssiggas nach Europa exportiert als im gesamten Vorjahr.

Gestützt von Russlands Ankündigung, die Erdgaslieferungen über die Nordstream-1-Pipeline von 40 Prozent auf 20 Prozent zu reduzieren, starten die Rohölpreise deutlich höher in den neuen Tag. Die US-amerikanische Sorte WTI hat sich dabei einen großen Schritt in die Nähe der psychologisch wichtigen 100 Dollar pro Fass Marke bewegt und wird aktuell mit 98,21 Dollar pro Fass, einem Plus von 1,84 Prozent, gehandelt. Ein Fass der Nordseerohölsorte Brent wird aktuell mit 106,80 Dollar pro Fass gehandelt, einem Plus von 1,82 Prozent. Positiv wiederum ist, dass der Euro die psychologisch wichtige 1,02 Dollar Marke knacken konnte und oberhalb dieser in den Tag startet. Aktuell wird ein Euro mit 1,0229 Dollar, einem Plus von 0,05 Prozent, gehandelt.

Die russische Ankündigung die Gaslieferungen über die Nordstream-1-Pipeline von den bereits sehr niedrigen 40 Prozent Auslastung auf 20 Prozent zu reduzieren, sorgte für einen Preissprung bei Gas. Da Öl in einigen Industrien als Ersatz für Gas genutzt werden kann, zog dies die Ölpreise entsprechend mit nach oben. Die reduzierten Gaslieferungen stellen die Pläne der EU, die Speicher des Blocks zu 80 Prozent bis zum 1. November 2022 zu füllen, vor eine gewaltige Hürde. Besonders Deutschland ist von den aktuellen Kürzungen betroffen und es wird eine Rezession im Wirtschaftsmotor der EU befürchtet, da dessen Regierung abwägen müssen wird, Gas zu rationieren. Noch ist die Spitze des Eisbergs allerdings nicht erreicht. Sollten die Lieferungen mit 20 Prozent so verbleiben, kommt die EU sehr wahrscheinlich durch einen normalen Winter mit Speichern die im März dann noch im Schnitt zu ca. 20 Prozent gefüllt sein werden. Ein kompletter Stopp der Lieferungen aus Russland wäre dagegen fatal, das gleiche gilt für einen harten Winter in Europa und Asien. Viele Analysten und Politiker gehen allerdings von einem kompletten Stopp der Gaslieferungen aus und spekulieren aktuell nur über die Frage des Zeitpunktes.

Positive Nachrichten kommen wiederum aus den USA. Deren amtierender Präsident, Joe Biden, versprach Europa mehr Flüssiggaslieferungen. Viele Marktteilnehmer und Analysten sahen die Ankündigung damals skeptisch, da Verträge in diesem Sektor teils über Jahrzehnte geschlossen werden und die USA bereits nah an ihrem Exportlimit gewesen sein zu schienen. Letztes Jahr exportierten die USA insgesamt 34 Milliarden Kubikmeter Flüssiggas (LNG) nach Europa, was ca. 38 Prozent der gesamten Exporte entsprach. Bis Ende Juni dieses Jahres exportierten die USA bereits 39 Milliarden Kubikmeter LNG nach Europa, was 68 Prozent der aktuellen Exporte für 2022 entspricht. Allerdings verlangsamten sich die Exporte seit Juni aufgrund eines Feuers, dessen Schäden den Geschäftsbetrieb von Freeport LNG bis voraussichtlich Ende des Jahres einschränken werden. Das Unternehmen verarbeitet ca. 20 Prozent des US-amerikanischen Flüssiggases. Problematisch ist, dass in diesem Jahr aufgrund der besseren Margen in Europa die Exporte in ärmere Länder zurück gingen. Diese werden damit effektiv in die Arme Russlands getrieben, welches damit neue Absatzmärkte bekommt. Insgesamt wirkt diese Umstrukturierung der Lieferketten damit erstmal global nur preissteigernd.

In der D-A-CH-Region sind die Preise im Vortagesvergleich gestiegen. Einzig in Österreich verharren sie auf dem Niveau des Vortages, auf der anderen Seite gab es gestern auch keine Nachlässe in dem Land. In Der Schweiz und Deutschland gingen die Preise wiederum deutlich nach oben und auch im Vergleich mit dem Schluss des Vortages stiegen sie nochmals deutlich. In der Schweiz müssen Heizölinteressenten im Schnitt mit einem Aufpreis von 1,1 Rappen pro Liter rechnen. In Deutschland liegt der Aufpreis sogar bei durchschnittlich 1,7 Cent pro Liter Heizöl.

Das Bestellvolumen stieg gestern rasant. Verglichen mit dem Wochenende wurde ca. fünf Mal so viel bestellt und ca. zweieinhalb Mal so viel wie am Montag der letzten Woche. Alle die sich gestern eingedeckt haben, hatten wahrscheinlich das Glück den niedrigsten Preis der nächsten Wochen genutzt zu haben. Aufgrund dessen, dass Russland trotz der inzwischen vorliegenden Turbine aus Kanada die Gaslieferungen erneut gesenkt hat, ist die Wahrscheinlichkeit eines kompletten Gasstopps in unmittelbare nähe gerutscht. Aufgrund dessen, dass Öl teils als Ersatz für Gas genutzt werden kann, werden wir deshalb mit hoher Wahrscheinlichkeit stetig wieder in die Nähe der Heizölpreise zu Beginn des Ukrainekriegs rutschen. Ob kurzfristig ein kompletter Ausfall der Gaslieferungen noch kompensiert werden kann, ist aktuell fraglich. Auch wird prognostiziert, dass die Situation unter den aktuellen Bedingungen im nächsten Jahr noch schlimmer wird. Hier gibt es allerdings noch zu viele unsichere Faktoren, um dies mit Sicherheit sagen zu können. -fr-

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