
Heizöl: Einkaufsstrategie für den Sommer 2022
07.06.22 • 11:40 Uhr • HeizOel24 News • Oliver Klapschus
Der Sommer 2022 bricht an und viele Heizölverbraucher sitzen sprichwörtlich auf dem Trockenen. Die äußerst günstig angelegten Vorräte aus den Corona-Jahren 2020 und 2021 sind aufgebraucht. Die kommende Heizperiode ist gefühlt weit weg, steht aber in wenigen Monaten vor der Tür. Es ist Zeit, sich einen Plan zurechtzulegen.
Ausgangslage: Seit Ende März bewegen sich die Heizölpreise in Deutschland in einem Seitwärtstrend zwischen 1,20 und 1,40 Euro je Liter. Regional sind auch etwas höhere Preise anzutreffen, was besonders für den Norden und Osten Deutschlands gilt, der stärker von russischen Ölimporten abhängig ist als der Rest der Republik. Im Süden und Westen ist Heizöl daher tendenziell billiger. Kunden in Österreich müssen mit einem Preisniveau von 1,35 bis 1,50 Euro je Liter Heizöl rechnen. In der Schweiz werden Notierungen zwischen 1,35 und zuletzt 1,55 verzeichnet. Auch wenn der Preistrend beim Heizöl Ende Mai und Anfang Juni wieder deutlich nach oben zeigte, ist mit Horror-Preisen wie im März, als die Heizöl-Notierungen kurzzeitig über zwei Euro je Liter schossen, kaum mehr zu rechnen. Preise unter einem Euro erscheinen allerdings ebenso unwahrscheinlich.
Strategie: Preislich sollten sich Kunden bei der Einkaufplanung an der aktuellen Bandbreite orientieren und die geschilderten regionalen Besonderheiten berücksichtigen. Sprich: Alles, was in Richtung 1,20 Euro je Liter Heizöl geht, ist ein guter Kaufkurs. Brechen die Heizölpreise nach oben aus, ist Vorsicht geboten, wenn es fundamentale Gründe dafür gibt. Auf steuerliche Erleichterungen zu setzten, hat dagegen keine Aussicht auf Erfolg. Zum einen zeigt sich aktuell an den Tankstellen, dass die staatliche Ermäßigung teils nur unzureichend beim Verbraucher ankommt, zum anderen sind Steuerermäßigungen beim Heizöl und Erdgas schlicht nicht vorgesehen. Hier können Bürger in Deutschland lediglich mit dem von der Bundesregierung versprochenen Energiegeld in Höhe von 300 Euro rechnen, das allerdings voll versteuert werden muss.
Ebenfalls fraglich ist die Idee, sich kurzfristig mit einer neuen Heizung aus der Affäre zu ziehen. Erdgas ist ebenfalls drastisch im Preis gestiegen und bei Neuverträgen zumeist noch teurer als Heizöl. Der Umstieg bringt also kaum den gewünschten Erfolg. Besitzer einer gut gedämmten Immobilie mit Fußbodenheizung können über die Umrüstung auf eine elektrisch betriebene Wärmepumpe nachdenken, sollten aber die hohen Anschaffungskosten berücksichtigen. Zudem sind die Kapazitäten im Handwerk vielerorts so knapp, dass vor der nächsten Heizperiode kaum noch Handlungsspielraum besteht. Eine neue Heizung ist von daher eher eine mittelfristige Lösung. Wer sich damit beschäftigt, sollte auch einen Blick auf Holzpellets riskieren. Der nachwachsende Brennstoff liegt voll im Trend und ist weiterhin vergleichsweise günstig, obwohl sich der Preis auch hier verdoppelt hat.
Was bleibt ist also etwas Spekulations-Glück und ein gutes Timing. Zeitlich empfiehlt es sich, die Heizölpreisentwicklung engmaschig zu beobachten und vor dem Ende der Sommerferien zu handeln. Spätestens im September wird es erfahrungsgemäß hektisch am Markt, da neben Privathaushalten auch zahlreiche Hausverwaltungen unter Zugzwang geraten. In diesem Jahr dürfte die Nachfrage unmittelbar vor der Heizperiode besonders hoch sein, da viele das Thema verdrängen. Neben den Lieferfristen steigen dann auch die Preise. Wer einen Zielkonflikt aus Urlaubskasse und Brennstoffbudget hat, kann auf eine monatliche Ratenzahlung zurückgreifen. Die Option kann direkt bei der Onlinebestellung ausgewählt werden und hilft, die Heizölkosten auf die die gesamte Heizperiode zu verteilen. Kunden, die sich in Bezug auf die Bestellmenge unsicher sind, können sich an der Mehrheit orientieren. Unter Verbrauchern zeigt sich eine klare Tendenz: Während im Frühjahr häufig Kleinmengen geordert wurden, ist seit Mai ein klarer Trend zum Volltanken zu beobachten.
Risiken: Die wesentlichen Risiken für einen nochmaligen Anstieg der Heizölpreise bestehen in steigenden Rohölpreisen am Weltmarkt und in einer knappen Warensituation auf dem europäischen Markt. Besonders im Herbst dürfte die Nachfrage nach Heizöl steil nach oben gehen, denn viele Tanks sind schlichtweg leer und Verbraucher müssen handeln, sobald es kalt wird. Börsenseitig ist besonders auf neue Nachrichten zu achten, die den Markt kurzfristig ereilen können. Das geplante Ölembargo gegen Russland ist z.B. nicht mehr neu und gilt, zum Stand Anfang Juni, als weitgehend eingepreist. Abgesehen von einem kurzen Aufwärtsimpuls beim Inkrafttreten wäre insbesondere eine Verschärfung der Ausgestaltung gut, um den Ölpreis weiter nach oben zu pushen. Generell ist weltmarktseitig auf alles zu achten, was potenziell das Angebot verknappt, oder die Nachfrage erhöht. Dies kann z.B. eine aktive Hurrikansaison mit Produktionsausfällen in den USA sein oder auch eine Abkehr von der strengen Corona-Politik in China.
Chancen: Im Gegensatz zu den Risiken liegen die Chancen auf fallende Heizölpreise in allen potenziellen Gründen, die für mehr Ölangebot auf dem Weltmarkt sorgen. Ein Ende des Krieges in der Ukraine wäre der größte Erfolg, bleibt aber bis auf Weiteres Wunschdenken. Eine sinkende globale Nachfrage nach Öl kommt ebenfalls in Betracht, hätte aber größere Kollateralschäden, wie eine Wirtschaftskrise, im Gepäck. Die Ankündigung der OPEC, mehr Öl zu fördern, um die schrumpfenden Exporte Russlands auszugleichen entfaltete zunächst keinen Abwärtsdruck an den Börsen. Hier kommt es darauf an, dass der Absichtserklärung auch tatsächliche Mengensteigerungen folgen. Lediglich Saudi-Arabien, Kuwait, den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Irak werden nutzbare Reservekapazitäten zugeschrieben. Die Freigabe strategischer Lagerreserven in den westlichen Industrienationen kann kurzfristig für Entlastung sorgen, aber auch hier sind die Kontingente begrenzt. Ein Blick auf die US-Statistik zeigt: Die Lagerbestände an Rohöl, Mitteldestillaten und Benzin sind bereits jetzt deutlich unterdurchschnittlich.
Fazit: Die allgemeine Situation auf dem Energiemarkt ist 2022 von Unsicherheit und hohen Preisen geprägt. Heizöl macht hier keine Ausnahme, steht aber insbesondere im Vergleich zu Erdgas besser da. Kunden sollten ihre Kaufchance im Sommer suchen und bei Preisrücksetzern zuschlagen. Auf einen großen Preisrutsch vor der kommenden Heizperiode zu spekulieren, hat kaum Aussicht auf Erfolg. -ok
HeizOel24-Tipp: Setzen Sie einen Preisalarm und erhalten Sie eine E-Mail, sobald Ihr persönliches Limit erreicht ist. Sie finden die Funktion direkt in der Angebotsliste von HeizOel24. 07.06.2022
Börsendaten | Dienstag 07.06.2022 11:40 Uhr | Schluss Vortag 06.06.2022 | Veränderung zum Vortag |
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Rohöl Brent Crude | 119,19
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pro Barrel | 119,96
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pro Barrel | -0,64% |
Gasöl | 1.351,75
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pro Tonne | 1.360,50
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pro Tonne | -0,64% |
Euro/Dollar | 1,069
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| 1,0693
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| -0,03% (konstant) |
USD/CHF | 0,9762
CHF
| 0,97
CHF
| +0,64% (etwas fester) |
Heizölpreis | Dienstag 07.06.2022 11:40 Uhr | Schluss Vortag 06.06.2022 | Veränderung zum Vortag |
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Deutschland | 147,45 € | 142,64 € | +3,37% |
Österreich | 152,93 € | 148,93 € | +2,69% |
Schweiz | 163,31 CHF | 159,21 CHF | +2,58% |
Ø 100l Preis bei 3.000l |
4-Wochen Prognose | |||
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Rohöl | leicht steigend | ||
Heizöl | leicht steigend | ||
alle Angaben ohne Gewähr |